Kerzenständer in Umkehrtechnik

Werkbericht von Ger Vervoort

Wie einigen vielleicht bekannt ist, wohne ich in Venlo in den Niederlanden, also im gleichen Ort wie Jan Hovens, der sich vorwiegend durch seine handgestrehlten Gewinde einen Namen in der Drechselszene gemacht hat. Jan hat eine große Werkstatt mit verschiedenen Drechselbänken und veranstaltet dort mehrmals im Jahr Treffen für Drechsler aus den Niederlanden, Deutschland, Belgien und auch Luxemburg. Jedes Mal gibt sich Jan größte Mühe, ein interessantes Programm für die Besucher zusammenzustellen. Hin und wieder gehöre ich auch zu den Vorführern bei diesen Events. Zum einen, um Jan behilflich zu sein, aber auch weil es mir unheimlich Spaß macht zu zeigen, wie ich meine Werkstücke herstelle.

Hin und wieder möchten Jan und ich die Zuschauer zum Mitmachen bewegen, damit diese auch wirklich aktiv mit dabei sein können. In der Werkstatt stehen genügend Drehbänke zur Verfügung und während eines Treffens 2013 wurden bereits von einigen Teilnehmern Becher mit langen Stielen fliegend gedrechselt. Im Jahr 2014 wurden vor der Veranstaltung Zeichnungen ausgegeben, damit die Teilnehmer die Rohlinge bereits zuhause vorbereiten konnten. Ein Kerzenhalter in der sogenannten Umkehrtechnik sollte an diesem Tag gedrechselt werden. Diese Technik ist in der Drechslerei zwar nichts Neues, aber es ist nicht einfach, auf diese Weise elegant wirkende Objekte zu gestalten. Die äußere Form des hier gezeigten Kerzenständers kann man als klassisch bezeichnen, da er allerdings durch die Umkehrtechnik offen ausgeführt wurde, wird die traditionelle Gestaltung in eine spielerische, modernere Form umgewandelt.

Eine Schwierigkeit bei der Anfertigung ist das Umdenken beim Anlegen der Formelemente. Die zu Anfang herzustellenden Profile werden später nach innen gedreht, nachfolgend wird die Außenkontur erstellt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass das Holz an der richtigen Stelle abgetragen wird.

  1. Folgende Rohlinge werden benötigt:
  2. Zwei Längsholz-Zuschnitte mit den Maßen 300 x 84 x 42 mm, zwei Klötze 100 x 100 x 30 mm (Querholz) und eine Längsholzkantel mit den Maßen 60 x 40 x 40 mm.
  3. Die beiden Kanteln werden mittels einer Papierverleimung miteinander verbunden. Zur Sicherheit werden noch vier Schrauben (5 x 70 mm) in die Enden gedreht.
  4. Das Mittelteil (164 mm) soll rundgedreht werden. Damit nicht über das Maß hinaus gearbeitet wird, werden die angerissenen Linien zusätzlich mit einem Filzstift markiert.
  5. Der Übergang von der Kantel in den runden Bereich sollte rechtwinklig sein. Mit der langen Meißelspitze wird etwa 15 mm von der Markierung entfernt eine V-Nut eingestochen. Bei den Einstichen wird stufenweise zur Linie hin gearbeitet, bis die Kante gerade ist und auf den vollständig runden Zylinder trifft.
  6. Mit der Schruppröhre wird nun das Mittelteil gleichmäßig rund gedreht und mit dem Meißel geschlichtet.
  7. Mit einer 10-mm-Spindelröhre werden an der späteren Unterseite des Kerzenständers zwei nebeneinanderliegende Hohlkehlen mit Radien von 22 mm gedreht.
  8. Mit einer Pappschablone werden Radius und Formverlauf kontrolliert.
  9. Am oberen Ende des Zylinders wird eine Kehle mit einem Radius von 7 mm eingedreht.

Sie möchten weiterlesen? Die vollständige Schritt-für-Schritt-Anleitung finden Sie in der Ausgabe 43 des DrechslerMagazins.

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