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Urnen drechseln
Werkbericht von Holger Graf
Für Drechsler mit etwas Erfahrung ist es eigentlich ein Leichtes, eine Urne zu drechseln. Bevor man sich jedoch ans Werk macht, muss man wissen, dass diese besonderen Gefäße bestimmte Kriterien erfüllen müssen. Hier haben wir einige grundlegende Informationen zusammengestellt und möchten damit den Einstieg in die Thematik vereinfachen.
Werkbericht
So vielfältig man heute sein Leben gestalten kann, so unterschiedlich ist der persönliche Umgang mit dem Tod. Weltweit gibt es zahlreiche Religionen und Glaubensrichtungen, die jeweils den eigenen Umgang mit dem Tod pflegen. Während die einen einem neuen Beginn des Seins entgegensehen, ist er für andere das unausweichliche Ende. Wie unterschiedlich das Verhältnis der Menschen zum Tod auch sein mag, eines haben die vollzogenen Totenrituale gemeinsam. Sie möchten dem Sterbenden die Angst vor dem Tod nehmen und den Hinterbliebenen helfen, die Trauer zu bewältigen. Während Protestanten in Deutschland schon immer zwischen Erd- und Feuerbestattung wählen konnten, hob der Papst erst 1963 ein Verbot der Feuerbestattung für die Katholiken auf. Während in der Schweiz bereits über zwei Drittel der Verstorbenen eingeäschert werden, hat die Feuerbestattung in Deutschland noch nicht diesen Stellenwert im Bestattungswesen erreicht, dennoch gewinnt sie in jüngster Zeit auch bei uns mehr und mehr an Bedeutung. Bei dieser Bestattungsart wird der Verstorbene in einem Krematorium verbrannt und die Asche in eine Aschekapsel gegeben und diese verschlossen. Aus unterschiedlichsten Beweggründen entscheiden sich Menschen für diese Bestattungsform. […]
Wer sich also mit dem Gedanken beschäftigt, eine Urne aus Holz für Angehörige, Freunde oder eventuell sogar für sich selbst zu drechseln, muss sich tatsächlich schon vorab über die spätere Beisetzung im Klaren sein und eventuell auch Erkundigungen bei den regionalen Unternehmen oder kommunalen Trägern einholen. Auch wenn das Bestattungswesen sich aktuell im Wandel befindet, sind nicht immer alle Anbieter offen für solche „Sonderwünsche“. Grundsätzlich sollte dies aber mit Rücksprache kein größeres Problem darstellen.
Die eigentliche Urne dient als ästhetische Umhüllung der Aschekapseln und der Innenraum muss groß genug ausgeführt sein. In der Regel sind die verwendeten Kapseln im Durchmesser etwa 170 mm breit und ca. 220 mm hoch. Mit etwas Zumaß sollte die Aschekapsel später problemlos in die Überurne hineinpassen. Dabei sollte man auch z. B. bei innenliegenden Deckeln darauf achten, dass diese später richtig schließen und nicht eventuell auf der Aschekapsel aufliegen. Die meisten Friedhofssatzungen sagen aus, dass die Urne einen dicht schließenden, aber leicht zu öffnenden Deckel aufweisen muss. Da Holz nun einmal arbeitet und sich beim Trocknen stark verziehen kann, sollte unbedingt auf die Verwendung von trockenen Rohlingen geachtet werden. Gerade wenn die Urne eine längere Zeit bis zur endgültigen Bestimmung aufbewahrt wird, sollte auch dann noch der Deckel zu öffnen bzw. zu schließen sein. Nur sehr selten stehen allerdings abgelagerte und trockene Hölzer in dieser Dimension zur Verfügung. Besser als ein „gewachsenes“ Stück Holz eignet sich ein segmentverleimter Rohling, also eine aus winklig geschnittenen Holzteilen zusammengesetzte Hohlform, die mit Boden und Deckel versehen wird. Falls die Möglichkeit nicht besteht, sich Bretter im entsprechenden Winkel zu sägen bzw. zu hobeln, kann man auch dickere Bohlen zu einem Block verleimen.
Sie möchten weiterlesen? Den vollständigen Werkbericht finden Sie in der Ausgabe 35 des DrechslerMagazins.