Luc Deroo – Drechsel-Sphären

Künstlerporträt

Klassische Drechselarbeiten sind jene, die auf einer Achse hergestellt werden und eine runde, geschlossene Form ergeben. Oftmals gerät man als Handwerker schon bei der gewöhnlichen Technik an die Grenzen der Vorstellungkraft, denn schließlich muss beim Drechseln jeder Schritt durchdacht sein, um dem Werkstück die gewünschte Form zu verleihen und es sicher zu spannen und bearbeiten zu können. Wenn wie bei Luc Deroo dann noch mehrere Achsen und Flugkreise ins Spiel kommen, muss man nicht nur sehr gute Fähigkeiten an der Drechselbank innehaben, sondern sich auch mit dem verwendeten Material genauestens auseinandersetzen. Deroo erzeugt Formen, die mit konventionellen Techniken nicht umsetzbar sind. Seit beinahe zwanzig Jahren setzt er sich mit der Technik des mehrachsigen Drechselns auseinander, die der Ausgangspunkt für die Ästhetik seiner Arbeiten ist.
Deroo wurde 1967 in Brüssel geboren und ist gelernter Möbelschreiner. Die Leidenschaft zum Holz entdeckte er schon früh in der Werkstatt seines Großvaters. Das erste Projekt war ein Holzschlitten, den er im Alter von neun Jahren herstellte. Jahrelang experimentierte er im Bereich Möbelbau und entwarf diverse Designs, doch das künstlerische Potenzial des Drechselns reizte ihn. Zunächst stellte er Schalen und Dosen her, doch verschiedene Beweggründe führten dazu, dass er seine besondere Formensprache entwickelte.

Deroo hat sich das Drechseln autodidaktisch beigebracht, er hatte damals nicht die Möglichkeit, sich mit anderen Drechslern auszutauschen oder Kurse zu besuchen. „Die einzige Möglichkeit bestand darin, meine eigenen Techniken durch Ausprobieren zu entwickeln. Es ist nicht der einfachste Weg, aber es gab mir die Möglichkeit, neue Wege zu erkunden und neue Techniken zu entwickeln.“ Des Weiteren wollte Deroo aus der Masse hervorstechen. 2002 begann er, sich mit multiaxialen Techniken auseinanderzusetzen. Über das britische Magazin Woodturning hatte Deroo hatte von einem Drechsel-Wettbewerb (Axminster Competition) in Großbritannien erfahren, und entschied sich, ein besonderes Objekt für diese Ausschreibung zu erschaffen. „Dies brachte mich aus meiner Komfortzone heraus, da ich das Gefühl hatte, dass neue Techniken und originelles Design mehr Chancen haben würden, bemerkt zu werden.“ Doch so schnell wurde ihm der Erfolg nicht zuteil. Er reichte weitere Arbeiten bei unterschiedlichen Wettbewerben ein, ging allerdings stets leer aus. „Glücklicherweise hatte ich die Gelegenheit, Ray Key, einen der Preisrichter, zu treffen und mit ihm zu sprechen. Ich erinnere mich noch an seine Worte: ‚Du bist auf einem guten Weg …‘. Es war die beste Belohnung, die ich mir vorstellen konnte.“ Ermutigt vom positiven Feedback begann Deroo weiter hart an seinen Techniken zu feilen und konnte im darauffolgenden Jahr den ersten Preis beim Axminster-Wettbewerb belegen. Das Siegerstück wurde außerdem von der renommierten Privatsammlung The Daniel Collection erworben. Seither hat Deroo das Konzept des mehrachsigen Drechselns nicht mehr losgelassen und experimentiert heute seit beinahe zwanzig Jahren auf diesem Gebiet. Es gelang ihm, seinen persönlichen Stil herauszuarbeiten, der tief in Technik und Materialwissen verwurzelt ist. Seine Stücke bestehen aus einer Mischung von konkaven und konvexen Formen, die ausschließlich auf der Drechselbank gefertigt werden. Im Laufe der Jahre hat er sein innovatives Verfahren für die Herstellung von mehrachsigen Objekten immer weiter verfeinert.

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 52 (Herbst 2020) finden Sie den vollständigen Artikel.

X