Kugeldose im Würfeln drechseln

Anleitung von Ger Vervoort

Werkbericht

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, sich das Drechseln selbst beizubringen. Aufgrund des damals fehlenden Kursangebots versuchte ich mir zu Beginn die Grundtechniken alleine durch Bücher und VHS-Videos anzueignen und erlitt dabei so manchen Rückschlag. Daher kann ich heute allen Neueinsteigern nur empfehlen, sich für Drechslerkurse anzumelden, um schneller ans Ziel zu kommen und sich ein Großteil der Fehler zu ersparen, die auch mich immer wieder zurückgeworfen haben. Der größte Fehler war allerdings tatsächlich, sich erst nach etwa 25 Jahren dazu zu entschließen, Drechselkurse zu belegen. So besuchte ich bereits zwei Zwei-Tages-Kurse bei Hans und Jakob Weißflog. Mich faszinierte die Genauigkeit, mit der Hans auf den Zehntelmillimeter arbeitet, die filigranen Werke und natürlich die durchbrochene Technik. Natürlich kann man nach zwei Tagen intensiver Einweisung nicht erwarten, diese Fertigkeiten zu beherrschen. Man muss selbständig weiter üben. Ich habe fleißig an meinen Techniken gearbeitet und mittlerweile sind auch einige gute Ergebnisse entstanden.
Es ist aber nicht mein Ziel, Hans Weißflog nachzuahmen, sofern das überhaupt möglich ist. Dennoch reizte mich eine seiner Dosen ganz besonders. Ich war völlig fasziniert davon, wie diese Arbeit hergestellt werden konnte und musste mich einfach selbst daran versuchen. Ich habe für die Fertigung meinen eigenen Weg gefunden und die Gestaltung auch etwas angepasst. Die Holzauswahl fiel auf edles Eibenholz und Grenadille. Nachfolgend zeige ich Ihnen meine Vorgehensweise.

  1. Der Rohling für die Dose muss im Querschnitt genau 85 x 85 mm aufweisen und winklig gehobelt sein. Die Gesamtlänge ist nicht ganz so wichtig, sollte aber etwa 110 bis 120 mm betragen.
  2. Den Messschieber stelle ich auf 42 mm und zeichne von allen vier Seiten Hilfslinien rund um den Mittelpunkt an.
  3. So entsteht ein Quadrat von etwa 1 mm Durchmesser in dem der Mittelpunkt liegt und hier steche ich mit der Ahle ein. Beim Anzeichnen eines einfachen Kreuzes verschwindet die Markierung beim Einstechen. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, später exakt zu kontrollieren, ob die Körnung im Mittelpunkt sitzt oder durch das Arbeiten im Hirnholzbereich womöglich leicht verrutscht ist.
  4. Außerdem kontrolliere ich beim Einspannen zwischen den Spitzen noch einmal den exakten Rundlauf des Rohlings, indem ich mit einem Klebestreifen den Abstand jeder Ecke prüfe. Umso genauer gearbeitet wird, desto besser passen später Ober- und Unterteil aufeinander.
  5. Beidseitig wird ein Zapfen für die spätere Aufnahme in einem Spannfutter angedreht. Ich arbeite hier mit einem breiten Abstecher.
  6. Der Rohling wird nun an der Bandsäge mittig durchtrennt und das erste Teil wieder mit der Kontrolle der Klebestreifen-Methode exakt in ein Spannfutter aufgenommen.
  7. Im ersten Schritt wird zunächst die Hirnfläche überdreht. Ich erledige das mit einer 10-mm-Spindelformröhre.
  8. Mit einem flach aufgelegten Rechteckmeißel als Schaber drehe ich die Fläche plan und kontrolliere das Ergebnis mit einem Stahllineal.
  9. Mit einem Stechzirkel wird der äußere Durchmesser der Kugel mit 79 mm angerissen. Auch der innere Durchmesser mit 71 mm wird exakt übertragen.
  10. Um später eine bessere Orientierung bei der Erstellung der Außendurchmesser zu erhalten, wird mit einem 1,5 mm breiten Abstechmesser etwa 2 mm tief eingestochen. Messen Sie noch einmal nach und korrigieren Sie falls nötig exakt auf 79 mm.

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 53 (Winter 2020) finden Sie den vollständigen Werkbericht.

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