Christian Burchard – Die Kunst der Zurückhaltung

Porträt von Constanze Nobs

Die Vielfalt der Holzarten und die jeweiligen Besonderheiten eines Rohstoffs, die bei der Erschaffung von Gebrauchs- oder auch Kunstgegenständen zu berücksichtigen sind, spiegelt für viele Drechsler eine der herausragenden Besonderheiten dieses Handwerks wider. Auch Christian Burchard ist vom Zusammenspiel zwischen Künstler und dem Naturmaterial Holz fasziniert und vollführt gerne die Gratwanderung zwischen schöpferischem Einwirken und ehrfürchtiger Zurückhaltung. „So eng mit der Natur zu arbeiten ist ein Segen, aber oft auch überwältigend. Es ist ein Kampf. Manchmal muss ich eingreifen, um das Ergebnis meiner Arbeit zu kontrollieren, um dann festzustellen, dass ich etwas Schönes zertrampelt habe. Zu anderen Zeiten fühle ich mich überwältigt, verängstigt. Was braucht es hier von mir? Wie kann ich der Schönheit dieses Lebewesens entsprechen?“ Burchard arbeitet beinahe ausschließlich mit dem Holz des Amerikanischen Erdbeerbaums, der Pacific Madrone. Er nutzt sowohl das Holz der Wurzel sowie die Burls, also die Maserknollen, die in der Wurzel dieses Baumes wachsen und stets eine besondere Herausforderung darstellen. „Diese werden für den Furniermarkt geerntet und ich verwende den Ausschuss. Diese Maserknollen wiegen oft viele tausend Pfund. Um sie nutzen zu können, müssen der Schmutz und das Gestein entfernt und das Holz in nutzbare Blöcke geschnitten werden.“

Die meisten Drechsler mühen sich, die Holzstücke, die sie verarbeiten möchten, gleichmäßig und ausreichend zu trocknen. Burchard hingegen drechselt ausschließlich nass. Die von ihm bevorzugten Maserknollen haben einen sehr hohen Wassergehalt und weisen außerdem eine sehr instabile Holzstruktur auf. Die zurechtgeschnittenen Blöcke werden gewachst und in Folie verpackt, sodass diese bis zur Verwendung ihre Feuchtigkeit behalten. „Diese Vorgehensweise fordert viel Vorbereitungszeit, aber die Madrone Burl ist das wundervollste Material, das ich je verwendet habe“. Das Holz sei, solange es noch grün ist ein wahres Vergnügen, doch während des Trocknungsprozesses verändert es sich vollkommen unvorhersehbar. „Es tut fürchterliche Dinge.“ In der Tat widersteht das Material allen Versuchen, es gleichmäßig zu trocknen, neigt zum Verziehen und Reißen und wird nach der Trocknung extrem hart, was es fast unmöglich macht, traditionelle Holzarbeiten auszuführen. Burchard arbeitet mit den besonderen Eigenschaften dieses Holzes. Indem die Formen sehr dünn gedreht werden, entwickeln die Gefäße wundervolle, gestische Formen ohne zu spalten. In diesen Maserknollen fand Burchard ein Material, das ihm alle Freiheit bot, die er im Leben suchte. Es passte zu seiner Art der Selbstdarstellung und bietet eine breite Palette von Farben und Texturen …

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Au3gabe 43 / Sommer 2018 finden Sie den vollständigen Artikel.

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