Der Blauregen

Baumporträt von Raimund Aichbauer

Der Blauregen ist umgangssprachlich auch als Wisterie, Glyzinie oder Glyzine bekannt und ist eine der vier akzeptierten Arten aus der Gattung Wisteria. Diese gehört zur großen Familie der Schmetterlingsblütler (Faboideae), die eine der drei Unterfamilien in der Familie der Hülsenfruchtgewächse (Fabaceae) ist. Zwei Arten kommen ursprünglich nur in China vor, eine in China und Japan und eine ist nur in Japan beheimatet. 1816 kam der Blauregen von Ostasien nach Europa und Nordamerika. Der botanische Name Wisteria ehrt den amerikanischen Arzt Caspar Wistar (1761–1818).
Heute werden alle vier Arten und zwei Unterarten weltweit kultiviert. Es gibt zahlreiche Kulturvarietäten, die je nach Bedarf und Garten unterschiedlich eingesetzt werden können. Sie wachsen in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet normalerweise zwischen 500 und 2000 Meter über dem Meeresspiegel. Alle Arten sind in Tempelanlagen in Japan und China Teil der ritualen Bepflanzungen. Blauregen sind robuste, stark wachsende, verholzende Kletterpflanzen, die sich durch eine windende Sprossachse auszeichnen. Artabhängig erreichen die Wisteria-Arten eine Wuchshöhe von bis zu dreißig Metern; in der Regel werden sie aber durchschnittlich eher acht bis zwölf Meter hoch. Mit der Zeit bilden die Gewächse kräftige Stämme aus. Obwohl die meisten mehrstämmig ineinander verdreht sind, gibt es einige Exemplare mit Einzelstämmen von beachtlichem Umfang. Während Wisteria frutescens und Wisteria sinensis linksdrehende Lianen bilden, sind Wisteria floribunda und Wisteria brachybotrys rechtswindend.
Die aus Japan stammende Art Wisteria floribunda ist pflegebedürftiger und weniger bekannt, bildet allerdings die größten Blütenstände von bis zu einem Meter Länge aus. Diese stehen oft sehr dicht beisammen, sodass sich eine überwältigende Blütenpracht entfalten kann. Im Iya-Tal in Japan wird diese Blauregen-Art von den Einheimischen sogar genutzt, um die Überquerung von Flüssen zu ermöglichen: Sie befestigen Holzplanken mit den geflochtenen Schlingtrieben des Blauregens und erstellen somit beindruckende und stabile Brückenkonstruktionen.
Wisteria sinensis ist in China endemisch, wird jedoch weltweit überall in den gemäßigten Zonen angebaut. Die Chinesische Glyzinie ist am weitesten verbreitet sowie die größte aller Arten; sie kann als Liane mehr als dreißig Meter hoch in Bäume ranken, aber auch als freistehender Baum bis zu zehn Meter Höhe erreichen.
Die Laubblätter des Blauregens werden bis zu dreißig Zentimeter groß und bestehen aus wechselständig angeordneten elliptisch- bis lanzettlich-eiförmigen Fiederblättern mit 7 bis 13 Teilblättchen. Im Herbst nehmen sei eine gelbe Färbung an, bevor sie abfallen.
Während der Sommermonate sorgt der Blauregen mit seinen endständigen, hängenden Blütenrispen für einen ganz besonders imposanten Anblick. Die großen Blüten erscheinen meist zweimal im Jahr, die erste Blütephase von Mai bis Juni ist sehr reichlich und erscheint bei einigen Arten noch vor dem Blattaustrieb, die zweite ist in der Regel etwas spärlicher und zeigt sich im Juli oder August. Die Blütenbüschel sitzen achselständig an vorjährigen Zweigen, endständig am jungen Trieb und sind 15 bis 30 Zentimeter lang. Die einzelnen Blüten sind 2 bis 2,5 Zentimeter lang, weiß, lila oder zartviolett und verströmen einen intensiven, angenehmen Geruch. Sie öffnen sich in der Regel an der ganzen Blütentraube gleichzeitig.

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