Die Gemeine Hasel

Baumporträt von Raimund Aichbauer

Haselnussstrauch, Haselbusch oder Haselstaude sind nur einige der beinahe fünfzig Trivialnamen, die je nach Region für Corylus avellana gebräuchlich sind. Der Strauch gehört zu den Haselnussgewächsen (Coryloideae), die der Familie der Birkengewächse (Betulaceae) untergeordnet sind. Der Name leitet sich vom lateinischen Wort corylus für „Hasel“ ab; die Bezeichnung avellana geht auf die Stadt Avella in der italienischen Provinz Kampanien zurück. Diese Region westlich von Neapel ist schon seit der Römerzeit ein wichtiges Anbaugebiet der Haselnuss. Die Gattung Corylus umfasst 16 Arten, die alle in den gemäßigten Gebieten der nördlichen Hemisphäre, von Nordamerika über Europa bis nach Asien verbreitet sind. Die schnelle Ausbreitung wird mit der Einwanderung des Menschen in Verbindung gebracht, der diese bewusst oder unbewusst durch die Anlage von Haselnussvorräten beschleunigte. Bei Pollenuntersuchungen in prähistorischen Ausgrabungsstätten wurde in manchen Regionen nämlich eine überdurchschnittlich hohe Konzentration von Haselnusspollen festgestellt. Dies lässt darauf schließen, dass der Haselnussstrauch bereits ein ständiger Begleiter verschiedenster Völker war, als sie noch als Jäger und Sammler lebten.
Der flachwurzelnde Haselstrauch liebt feuchte, humusreiche Standorte, die gut durchlüftet sind, und meidet wiederum sehr trockenen Boden sowie Staunässe. Er bevorzugt den Waldrand oder offene Standorte. Corylus avellana ist stark stockausschlagfähig. Jährlich entstehen neue Schösslinge, die einen dichten Strauch mit unterschiedlich dicken Stämmen bilden. Die unverzweigten Schösslinge an der Stammbasis können im ersten Jahr gleich mehrere Meter lang aufragen und verzweigen sich erst im zweiten Jahr. Nach und nach beginnen die Zweige überzuhängen und drängen zur Lichtseite des Strauchs. Viele der Schösslinge sterben aber nach wenigen Jahren aufgrund von Lichtmangel wieder ab. Als Strauch wird er selten höher als sechs bis acht Meter. Der Stamm des Haselstrauchs misst maximal zwanzig Zentimeter im Durchmesser, wobei sich durchaus mehrere fast gleich dicke Stämme ausbilden können. In ausgesprochen seltenen Fällen ist die Gemeine Hasel auch als einstämmiger Baum zu finden und kann dann eine Höhe von bis zu zwölf Metern erreichen. Das maximale Alter liegt zwischen achtzig und hundert Jahren. Die Rinde des Haselstrauchs ist glatt, glänzend, von graubrauner Färbung und weist zahlreiche helle Korkwarzen (Lentizellen) auf. Im Gegensatz zu manch anderen Gehölzen bildet die Gemeine Hasel keine Borke aus. Die Jungzweige sowie alle Knospen, Blätter und Blattstiele sind behaart.
Die spitz zulaufenden Blätter sind rundlich bis eiförmig, an der Blattbasis herzförmig abgerundet und für gewöhnlich leicht asymmetrisch. Sie werden bis zu 15 Zentimeter lang und zwölf Zentimeter breit, mit einem bis zu 2,5 Zentimeter langen Blattstiel, der an der Basis zwei kleine Nebenblätter hat, die allerdings nach dem Blattaustrieb schnell abfallen. An den unverzweigten Trieben sind die Knospen spiralig angeordnet, an den verzweigten Trieben jedoch wechselständig und zweizeilig. Die runzeligen, doppelt gesägten Blätter sind an der Unterseite hellgrün, auf der Oberseite etwas dunkler. Im Herbst färben sich die Blätter des sommergrünen Strauchs kräftig gelb bis gelb-orange.

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