Die „spannende“ Serie – Teil 11: Vielzack- und Druckring-Zentrierspitzen

Bericht von Holger Graf

Vielzack- und Druckring-Zentrierspitzen

In der Standardausstattung einer Drechselbank befindet sich neben einem Vierzack-Mitnehmer auch die Zentrierspitze. Zu früheren Zeiten wurde hier ein feststehender Metalldorn in den Reitstock eingesetzt, der mit etwas Fett bzw. Öl in das Holz getrieben wurde und somit das Werkstück „zwischen den Spitzen“ hielt. Heute sind in der Regel alle auf modernen Drechselbänken verwendeten Zentrierspitzen gelagert und daher mitlaufend. Für die meisten Längsholzarbeiten reicht eine einfache Zentrierspitze aus und zumindest im Bereich der Amateurdrechslerei hält ein entsprechend qualitativ hochwertiges Werkzeug Jahrzehnte. Es gibt jedoch Einsatzbereiche, in denen die Zentrierspitze an ihre Grenzen stößt. Hier muss man dann auf alternative Werkzeuge wie z. B. die Zentrierspitzen mit Druckring oder eine Vielzackspitze zurückgreifen.

Besondere Einsatzgebiete, in denen einfache Zentrierspitzen nicht oder nur begrenzt eingesetzt werden können, sind z. B. Arbeiten, bei denen sehr große Kräfte wirken oder das zu bearbeitende Material bzw. Werkstück dem Druck auf nur einen Punkt nicht standhält. In beiden Fällen muss die Fläche, auf die der axiale Druck wirkt, vergrößert werden, um die Kraftübertragung besser zu verteilen. Ein gutes Beispiel ist nass gedrechseltes Holz. Eine einfache Zentrierspitze bohrt sich weit in das geschmeidige Holz und treibt mit ihrer Keilwirkung die Fasern auseinander. Die Kraft wirkt meist nicht ausreichend auf den Mitnehmer, der dann recht schnell den Halt verliert und durchdreht. Auch ein Nachstellen der Pinole bringt meist nicht das gewünschte Ergebnis. Zwangsläufig entsteht eine starke Spaltwirkung und dünnere Werkstücke können sogar gesprengt werden. Eine Zentrierspitze mit Druckring kann dann entgegenwirken und bringt enorme Kraft in Richtung Mitnehmer. Der zusätzliche Ring verhindert das „Nachschieben“ der Spitze in das Holz und die Wirkung des Drucks wird auf eine wesentlich größere Fläche verteilt. Zusätzlich hält der Ring die Holzfasern zusammen und wirkt somit auch den Fliehkräften entgegen.

Die Verwendung einer Zentrierspitze mit Druckring kann auch bei dünnen und langen Werkstücken wie Staketen und Rundstäben von Vorteil sein. Der Druckring stabilisiert das Werkstück und bringt dadurch deutlich mehr Laufruhe. Zusätzlich wird das Spalten des dünnen Holzes verhindert. Auch bei empfindlichen, besonders weichen, oder Hölzern mit weit fortgeschrittenem Pilzbefall empfiehlt sich ein zusätzlicher Druckring.

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 34 / Frühjahr 2016 finden Sie den vollständigen Artikel.

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