Holzpilze unter der Lupe

Bericht von Julia Stahl-Behrens

Für die einen stellen sie eine unsichtbare Gefahr dar und können wirtschaftlich großen Schaden verursachen. Für die anderen zaubern sie attraktive Strukturen in die Holzmaserung und dienen als gestalterisches Element. Wir tauchen in die vielfältige Welt der Pilze ein, nehmen den Einfluss von Fäulnispilzen auf unser Drechselholz unter die Lupe und beleuchten ein paar interessanten Forschungsvorhaben zu diesem Thema.

Neben dem Reich der Tiere und Pflanzen bilden die Pilze das dritte große Reich der eukaryotischen Lebewesen. Lange wurden Pilze zu den Pflanzen gezählt, doch sie haben weder Wurzeln noch Blätter. Der entscheidendste Faktor ist allerdings, dass sie nicht in der Lage sind, Photosynthese zu betreiben. Pilze sind heterotroph, was bedeutet, dass sie sich für ihren Stoffwechsel auf parasitäre Weise von toten oder lebenden Organismen ernähren. Sie gedeihen in feuchten und warmen Umgebungen optimal. Die Schäden oder Veränderungen am lebenden oder toten Holz entstehen dabei entweder durch verfärbende Pilze wie Schimmel- oder Bläuepilze oder aber durch Fäulnispilze wie beispielsweise Weißfäule, Braunfäule oder Moderfäule.
Der biologische Aufbau der Pilze ist recht simpel. Ein Geflecht aus band- und röhrenförmigen Zellen, das als Hyphen bezeichnet wird, bildet den Vegetationskörper. Die Hyphen sind mit einem Durchmesser von durchschnittlich 2 μm so fein, dass man sie nur unter dem Mikroskop erkennen kann. Alle Hyphen zusammen bilden das Myzel, dessen Aufgabe es ist, den Pilz mit Nährstoffen zu versorgen. Das Myzel ist somit der eigentliche holzzerstörende Faktor, der je nach Pilzart entweder die Zellinhalte wie Zucker und Stärke aufschließt oder Zellwandsubstanzen wie Lignin, Zellulose oder Polyose auflöst und diese zur Ernährung heranzieht.
Das charakteristische Bestimmungsmerkmal der Pilze sind in der Regel die Fruchtkörper, die sich in Größe, Form und Farbe unterscheiden und der Fortpflanzung dienen. Pilze können sich sowohl geschlechtlich als auch ungeschlechtlich fortpflanzen. Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung werden im Inneren der Pilze Sporen erzeugt, die in großer Anzahl in der Fruchtschicht des Fruchtkörpers gebildet werden. Die Sporen sind klein und leicht und können durch Luft, Wasser, Mensch oder Tier verbreitet werden. Des Weiteren sind sie ausgesprochen widerstandsfähig gegen Temperaturextreme und können auch nach Jahren wieder auskeimen, wenn geeignete Bedingungen vorliegen.
Man kann davon ausgehen, dass in etwa zwischen zwei bis vier Millionen Spezies im Reich der Pilze existieren. Von den zahlreichen Pilzarten wollen wir uns im Folgenden die für uns als Drechsler wichtigsten Arten ansehen.

In der Ausgabe 60 erfahren Sie mehr über die Welt der Pilze und deren Auswirkung auf den Werkstoff Holz.

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