Radek Teterycz – Grenzüberschreitungen

Künstlerporträt

Scheinbar freischwebende Elemente, exzentrische Gebilde, integrierte Fremdkörper sowie große Hohlräume und Fehlstellen, vereint in extravaganten und verschachtelten Designs. Radek Teteryczs Arbeiten beweisen, dass auf der Drechselbank erstaunliche, nicht für möglich gehaltene Objekte entstehen können. Der Pole erstellt Drechselkunst, die selbst versierte Profis mit Fragen in den Augen zurücklässt und ihnen den Schweiß auf die Stirn treibt. Die Arbeiten des Künstlers scheinen der Schwerkraft sowie jeglicher Vorstellungen dessen zu trotzen, was man mit konventionellen Drechseltechniken erschaffen kann. Er arbeitet über mehrere Achsen und erstellt beeindruckende Werke aus einem Stück Holz. Ein Drechselkollege kommentierte Teteryczs Arbeit folgendermaßen: „Gut, dass ihm niemand gesagt hat, dass das nicht machbar ist.“
Teteryczs ist Autodidakt und hat sich weder durch Kurse noch Lehrvideos mit den üblichen Drechseltechniken, Konventionen und Sicherheitsmaßnahmen vertraut gemacht. Der Künstler sieht dies nicht als Nachteil an, sondern versteht darunter die Freiheit, die Grenzen des Machbaren für sich selbst auszuloten. Diese Freiheit scheint sogar der Zugang zur Erschaffung der außergewöhnlichen Objekte zu sein, deren Verwirklichung ausgebildeten Drechslern unmöglich erscheint. Schon vor etlichen Jahren übte sich Teteryczs im Figurenschnitzen, doch das Handwerk geriet bis vor etwa 15 Jahren aus seinem Fokus. 2016 kaufte er sich eine Drechselbank, laut dem Künstler eher ein Spielzeug, da sie gerade einmal 100 Euro kostete. Doch der undefinierte Wunsch, etwas zu erschaffen, entwickelte sich bald in ein absolutes Bedürfnis, alles zu offenbaren, was sich im Grunde seiner kreativen Persönlichkeit verbirgt. Als Teterycz mit dem Drechseln begann, wurde er der Herstellung von Schalen und anderen Gebrauchsgegenständen schnell überdrüssig. Seinen Gestaltungsdrang versuchte er zunächst durch Experimente mit Epoxidharz zu stillen; doch obwohl die Ergebnisse recht zufriedenstellend waren, widerstrebte es dem Künstler, das künstliche Material weiterhin zu verwenden. Er kam zu dem Schluss, dass in den Unvollkommenheiten, die er versucht hatte zu füllen und zu überdecken, der Reiz des Naturmaterials liegt, das er so liebt. Auch wenn er das Holz der Eiche besonders schätzt, verarbeitet er vor allen Dingen Brennholz oder das Holz umgestürzter Bäume aus den Wäldern rund um seine Heimatregion Roztocze. „Ich mag sehr gerne altes, teilweise verrottetes Holz. In der Regel sind es alte verfaulte Wurzeln. Am liebsten gehe ich in den Wintermonaten in den Wald, wenn ich durch das fehlende Laub mehr sehen kann und genieße die Stille, wenn kaum Wanderer, Radfahrer oder Pilzsammler unterwegs sind.“, erklärt er. Der besondere Ansporn liegt für ihn darin, als unbrauchbar deklarierte Stücke wieder zu einer neuen Erscheinungsform zu verhelfen. Durch die selbst auferlegte Regel, alle Werke aus einem Stück zu fertigen, fordert er sich zudem immer wieder selbst heraus.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Ausgabe 68 des DrechslerMagazins.

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