Rainer Mewes

Porträt von Kevin T. Fischer

Wenn die Holzspäne in seiner Werkstatt fliegen, ist Rainer Mewes glücklich. Sein Herz schlägt für den Werkstoff Holz, seine Passion ist das Drechseln. An der Drechselbank ist er ganz bei sich, konzentriert und zaubert mit großem Geschick individuelle Produkte, die Auge und Herz erfreuen. Er hat nichts übrig für die industrielle Massenproduktion, den am Fließband hergestellten Einheitsbrei, nimmt auch kein Blatt vor den Mund, dies mit Nachdruck zu artikulieren.

Gedrechselte Produkte. Viele verbinden damit wohl Erinnerungen an Omas alten Kerzen- oder Blumenständer, der heute bei vielen gar nicht mehr zur Einrichtung oder gar in die Zeit passt. Wer braucht denn noch Holzprodukte, wo es doch so viel Fabrikware aus Kunststoff gibt? Ein Blick in den Ausstellungsraum von Rainer Mewes genügt, diese Frage mit Nachdruck zu beantworten. Wunderschöne Arbeiten erfreuen das Auge, begeistern und zeigen, wie vielfältig der Werkstoff Holz und wie groß das handwerkliche Können des aus der Altmark stammenden Mannes ist.

Schalen, Teller, Bretter, Kugeln, Kelche, Stifte und Schreiber – alles individuelle Unikate, keine Massenware. Fasziniert fällt der Blick auf Lampenschirme aus Holz. Das Material ist so fein gedrechselt, dass durch das Leuchten der Birne die Holzmaserung sichtbar wird. „Ja, Holz enttäuscht nie, vielleicht einmal der Handwerker, aber das Holz nie“, sagt Rainer Mewes zufrieden.

Mewes ist seit den 1970er Jahren vom Drechseln begeistert. Kurz vor der Wende machte er den Schritt in die Selbständigkeit, begann aber erst mit seiner Arbeit nach dem gesellschaftlichen Umbruch. Er spezialisierte sich auf den Treppenbau. Hier kam ihm seine Erfahrung und Routine an der Drechselbank zugute. Elemente für Treppengeländer konnte er so individuell in hoher Qualität selbst herstellen und damit auf Kundenwünsche eingehen. Mewes: „Ich wollte immer direkt mit dem Kunden arbeiten, von Großprojekten oder der Zusammenarbeit mit Bauträgern habe ich Abstand genommen. Das war nicht mein Weg.“

Mit der Einführung des Euro und dem Wegfall der Eigenheimzulage veränderte sich die Auftragssituation. Hinzu kam eine gewisse Marktsättigung in seiner Heimatregion. Während einer Reise nach Oberammergau flammte die Begeisterung für das Drechseln wieder auf. Die wunderschönen örtlichen Drechselarbeiten inspirierten und motivierten ihn. Zurück in der Heimat passte der Holzbegeisterte sich gekonnt an die neue Marktsituation an. Dabei blieb er bodenständig und besetzte gezielt Nischen. Vor allem stellte er sich breiter auf. Neben dem Drechseln von Gebrauchs- und Dekorationsobjekten restauriert er Möbel, führt klassische Tischlerarbeiten aus. Dabei stand für ihn immer die direkte Arbeit mit dem Naturmaterial Holz im Vordergrund. „Ich habe mir bewusst keine CNC-Fräse zugelegt, weil ich das Holz anfassen, weil ich damit arbeiten will. Das macht mir Freude.“ Heute gehört Rainer Mewes zu den gefragten Handwerkern im Thüringer Schiefergebirge.

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 36 / Herbst 2016 finden Sie den vollständigen Artikel.

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