Restaurierung einer gedrehten Elfenbeinskulptur

Bericht von Valentin José Kammel

Diese kunstvoll veredelte Elfenbeinskulptur circa aus der Zeit von 1840−1880 ist aus echtem Elfenbein gefertigt. Der Fuß besteht aus Ebenholz. Sie stammt vermutlich aus England und kann dem Ornamental Turning des 19. Jahrhunderts zugeordnet werden.

Das 25 Zentimeter hohe Objekt, mit einem Durchmesser von 8 Zentimetern, lässt sich aufgrund seiner Ornamentik relativ eindeutig datieren. Hergestellt wurde es mit einer Ornamental Turning Lathe − einer Passigdrehbank − bei der vor allem die Maschine mittels drehender Schneidwerkzeuge das Kunstwerk fertigte. Als architektonisches Objekt hat die Skulptur keinen weiteren Nutzen. Sie dient allein der Zierde und der Freude am Herstellen solcher Meisterwerke. Damit steht sie in direkter Tradition zu gedrehten Elfenbeinskulpturen, wie sie jahrhundertelang in fürstlichen Kunst- und Wunderkammern zu finden waren.

 

Kunst- und Wunderkammern entstanden mit der aufkommenden Sammelleidenschaft an den Höfen Europas im 16. Jahrhundert, wobei das Interesse vor allem der Faszination für Raritäten und Kuriositäten galt (Bild 2). Gesammelt wurden neben der klassischen Kunst alle Objekte, die besonders kurios oder interessant erschienen. Neben Gemälden, Plastiken, Münzen, astronomischen Geräten, Fossilien und Mineralen fanden sich in Kunst- und Wunderkammern auch kunstvoll veredelte Einmaligkeiten wie gravierte Straußeneier, gefasste Kokosnüsse und eben solche technisch ausgefeilten Drechslerarbeiten aus Elfenbein.

Neben der Entstehung von Wunderkammern und Kuriositätenkabinetten als Repräsentationsräume gehörte in der Zeit vom 16. bis 18. Jahrhundert auch das Drechseln selbst zur guten Fürstenerziehung, weshalb der hohe und niedere Adel viel Zeit an der Drehbank verbrachte. Und so zählten schon seit dem 15. Jahrhundert die fürstlichen Drehbänke zu den kompliziertesten Werkzeugmaschinen Europas und blieben es auch noch bis ins 18. Jahrhundert. Um an solchen Maschinen arbeiten zu können, musste man nicht nur die Werkstoffe und Werkzeuge kennen sowie die maschinellen Arbeitsverfahren beherrschen, sondern auch planen können und Geschicklichkeit beweisen. Daher galt ein Fürst, der dieses Handwerk beherrschte, auch gleichzeitig als ein guter und kompetenter Herrscher (Bild 3). Die älteste noch erhaltene Drehbank dieser fürstlichen Beschäftigung stammt von Kaiser Maximilian I. circa aus der Zeit um 1500−1518. Aber nicht nur deutsche Fürsten, sondern auch die Könige von Dänemark, Schweden, Florenz und Zar Peter der Große sollen gedrechselt haben …

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 41 / Winter 2017 finden Sie den vollständigen Artikel.

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