Schnitzen auf der Drechselbank – Power Chisel

Werkbericht von Holger Graf

Der Power Chisel ist die elektrische Version des Schnitzmessers und daher kein typisches Werkzeug an der Drechselbank. Dennoch bietet dieses Gerät auch hier viele Einsatzmöglichkeiten und durch die Motorisierung ist die Arbeit damit sehr einfach und kraftsparend. Einziger Nachteil zum Handschnitzeisen ist die enorme Lautstärke des Power Chisel. Gerade Anfängern ermöglicht der Power Chisel jedoch nach kurzer Einarbeitung bereits beachtliche Ergebnisse.

Projekt Dreibein-Vase

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, gedrechselte Formen mit Schnitzeisen auszuarbeiten. Seit Jahrhunderten nutzen viele Drechsler diese Möglichkeit, um ihre Objekte zu gestalten. Ein klassisches Beispiel ist hier der beschnitzte Wandteller, aber auch in der modernen Kunstdrechslerei gibt es spektakuläre Beispiele. Im Erscheinungsbild relativ schlicht sind hingegen die zwei hier gezeigten Projekte, dennoch sollte man die Herstellung, speziell des Querholzgefäßes aus Birnbaum, nicht unterschätzen. Geschwungene Bänder laufen hier entlang der Außenform und der Fuß der Vase wird als Dreibein ausgearbeitet. Die Vorbereitung des Rohlings ist relativ einfach und man kann dem späteren Gefäß schon die grobe Form geben (Bild 1). Hier lasse ich einen breiten Steg stehen, aus dem ich später die Bänder herausarbeiten werde. Im Spannzapfen sitzen die drei Füße und daher wird dieser ebenfalls etwas großzügiger vorbereitet. Man kann mit dem Schnitzmesser natürlich einfach einmal loslegen und schauen, was dabei herauskommt. Es empfiehlt sich jedoch, die Flächen grob einzuteilen und die Schritte vorab genau zu planen. Zu schnell ist Material abgenommen und das gewünschte Erscheinungsbild nicht mehr zu realisieren. Auch die geschwungenen Bänder habe ich vor der eigentlichen Schnitzarbeit mit einer einfachen Zick-Zack-Linie aufgezeichnet (Bild 2) und dafür die 24-Schritt-Einteilung der Drechselbank verwendet. Wer eine entsprechende Einrichtung an seiner Drechselbank nicht zur Verfügung hat, kann sich hier mit einem einfachen Papierstreifen behelfen. Dieser wird um den Rohling gelegt und der Werkstückumfang mit einem Bleistiftstrich abgenommen. Messen Sie die Strecke und teilen Sie diese durch die gewünschte Teilung. In diesem Beispiel waren es 8 Schritte, die dann auf dem Papiersteifen markiert und dann auf das Werkstück übertragen wurden. Je nach Werkstückdurchmesser bzw. gewünschtem Wellenmuster können es auch mehr oder weniger Schritte sein. Anschließend wird die ungefähre Breite der Bänder angezeichnet und dann abwechselnd jeweils die oberen mit den unteren Punkten und umgekehrt verbunden (Bild 3). […]

 

Projekt Kerbschnitz-Schale

Mit dem Power Chisel ist es auch sehr einfach, Flächen mit Kerbschnitz-Ornamenten zu gestalten. Die Klinge bewegt sich sehr leicht durch das Holz und der Vorschub macht es möglich, auch längere Strecken in einem Zug ohne abzusetzen zu schnitzen. Für dieses Beispiel habe ich mir eine Schale aus Ahornholz gedrechselt und vor dem Ausdrehen der Innenform die Oberseite mit mehreren dünnen Schichten schwarzem Lack eingefärbt. Nach Durchtrocknung der Lackfläche habe ich dann mit einem 600er-Schleifvlies die Fläche vorsichtig abgezogen, um einen seidig glänzenden Effekt zu erzielen. Erst dann wurde die Innenform mit der Schalenröhre gedrechselt und wurden zwei Kerben mit dem Meißel eingestochen, um den Rand bzw. den Bereich zur beschnitzenden Fläche abzugrenzen (Bild A). Der helle Ahorn ergibt zur schwarzen Fläche einen guten Kontrast. Auch hier gibt es zwei Möglichkeiten der Vorgehensweise. Einmal kann man natürlich mit entsprechender Erfahrung einfach drauflosarbeiten oder im ersten Schritt das gewünschte Erscheinungsbild planen. Dazu kann man sich eine Bleistiftskizze machen oder, wie hier im Beispiel, die Fläche in Segmente einteilen. Auch bei unregelmäßig wirkenden Mustern sind die Abschnitte bei der Arbeit hilfreich. Hier kann man die Elemente einfacher anlegen und in der Strecke besser kontrollieren. Ich habe die Fläche in vier gleiche Flächen unterteilt und Schritt für Schritt in jeder Fläche die gleichen Kerben nacheinander geschnitzt (Bild B). So ist nach und nach das Gesamtbild entstanden (Bild C und D).

 

Sie möchten weiterlesen? Den vollständigen Werkbericht finden Sie in der Ausgabe 32 des DrechslerMagazins.

X