Steve Miller – Von der Klassik zur Avantgarde

Künstlerporträt

Die eigene Schaffenskunst aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, ist kein leichtes Unterfangen. Dennoch hat es Steve Miller geschafft, sich von Konventionen zu lösen und seine Arbeitsweise nach vielen Jahren des kreativen Arbeitens völlig neu zu erfinden. Seine skulpturalen Gefäße und Hohlformen stellen den Betrachter auf die Probe, denn sie erwecken den Anschein, als seien sie aus Glas oder Porzellan gefertigt.
Der Besuch einer Kunstausstellung sollte das Leben des ehemaligen Polizeisergeants aus Miami, Florida nachhaltig beeinflussen, denn bei dieser Gelegenheit entdeckte er seine Leidenschaft für den Werkstoff Holz. Die Vorstellung, aus dem allgegenwärtigen, leicht verfügbaren Rohstoff schöne Dinge zu fertigen, faszinierte den Amerikaner. 1998 wurde er von seinem Freund David Freundlich zu einem Drechseltreffen der South Florida Woodturners Guild eingeladen und war begeistert vom Drechselprozess. Insbesondere die Technik Log to Bowl beeindruckte ihn. Bei dieser Vorgehensweise wird der Stamm- oder Astabschnitt direkt auf der Drechselbank aufgenommen und zu einer Schale verarbeitet. Miller übte sich mit der Unterstützung der Drechselkollegen im Schalendrechseln und feilte von nun an fortlaufend an seinen Fertigkeiten. Nachdem er schon einige Schalen und Hohlformen hergestellt hatte, beschloss er, seine Arbeiten von einigen seiner Mentoren, die ihre Werke gerade bei einer lokalen Ausstellung präsentierten, unter die Lupe nehmen zu lassen. „Kurzerhand packte ich einige kleine Schalen in eine Einkaufstasche und nahm sie mit zur Ausstellung, um mir Feedback einzuholen. Die Drechsler rieten mir, die Schalen zu ihren Stücken in die Regale zu stellen. Obwohl dies nicht meine Absicht war, verkauften sich alle meine Schalen in kurzer Zeit. Ich war geschockt und es war mir auch ein bisschen peinlich, aber der Samen war somit gepflanzt!“
Anfangs faszinierte Miller vor allem die Schönheit des Holzes selbst und er stellte viele Jahre lang Schalen und Gefäße her, die Farbe, Maserung und Haptik des natürlichen Materials zelebrierten. „Ich fertige Drechselarbeiten, die sozusagen rund und braun waren und die man vermutlich als klassische Handwerkskunst betrachtet.“ Millers künstlerische Herangehensweise hat sich jedoch im Lauf der Zeit in eine vollkommen neue Richtung bewegt.

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 54 / Frühjahr 2021 finden Sie den vollständigen Artikel.

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